„Gerade für junge Menschen muss der BU-Schutz stabil und bezahlbar bleiben“
Die Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt ein komplexes, aber zentrales Produkt für die Absicherung existenzieller Lebensrisiken. Im Interview spricht Carsten Kock, Leiter Maklervertrieb des HDI, über Marktentwicklungen, Produktinnovationen, verständliche Gesundheitsfragen – und über neue Produkt-Features für die junge Zielgruppe.
Biomex.TV: Wenn wir auf die Marktentwicklung im Bereich der Berufsunfähigkeit schauen, sieht man auf der einen Seite ein gewisses Wachstum – was auch notwendig ist, angesichts der demografischen Entwicklung –, aber eben auch eine gewisse Marktsättigung bei den Produkten. Wie ist Ihre Einschätzung?
Carsten Kock: Wenn wir auf den BU-Markt schauen und dabei die Kundenperspektive einnehmen, dann müssen wir ganz klar sagen, dass hier noch viel Wachstumspotenzial besteht. Die Durchdringung mit einer so wichtigen Absicherung wie der Berufsunfähigkeitsversicherung ist in der breiten Bevölkerung noch längst nicht ausreichend. Da besteht erheblicher Nachholbedarf – sowohl auf Seiten der Versicherer als auch bei den Vertriebspartnerinnen und -partnern. Es sollte unser täglicher Anspruch sein, Kundinnen und Kunden aktiv zur Berufsunfähigkeit zu beraten.
Auf der Produktseite stellt sich natürlich die spannende Frage, ob wir bereits eine gewisse Marktsättigung sehen. Ich denke, die Berufsunfähigkeitsversicherung hat sich in den vergangenen Jahren – ja, sogar Jahrzehnten – enorm weiterentwickelt. Es gab immer wieder Innovationen, und ich bin sicher, dass wir auch in Zukunft weitere Entwicklungen sehen werden. Die Bedingungen sind heute bereits auf einem sehr hohen Niveau. Wir bei HDI haben uns jedenfalls vorgenommen, hier nicht nachzulassen und unsere BU-Produkte kontinuierlich weiterzuentwickeln – stets im engen Austausch mit unseren Vertriebspartnerinnen und -partnern sowie den Kundinnen und Kunden.
Gibt es denn Rückmeldungen aus dem Vertrieb, dass die Produkte insgesamt zu komplex werden?
Kock: Ich glaube, es ist unstrittig, dass sowohl die Beratung als auch die Absicherung im Bereich Berufsunfähigkeit komplexe Themen sind. Wir versuchen jedoch bewusst, die Komplexität dort zu reduzieren, wo es möglich ist. Genau das ist für uns ein zentraler Punkt bei der Produktweiterentwicklung: Gelingt es uns, Vereinfachungen bei einem ohnehin komplexen Thema umzusetzen?
Ein Beispiel: Anfang 2024 haben wir vollständig auf das Thema Verweisbarkeit verzichtet. Fachlich korrekt bedeutet das: Wir haben sowohl die abstrakte als auch die konkrete Verweisung aus unseren Bedingungen gestrichen. In unseren BU-Bedingungen findet man den Begriff „Verweisung“ schlichtweg nicht mehr. Das ist ein großer Schritt, der sowohl für unsere Vertriebspartnerinnen und -partner als auch für unsere Kundinnen und Kunden eine erhebliche Vereinfachung darstellt.
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Ein anderes Thema: Der höhere Höchstrechnungszins bietet ja grundsätzlich bessere Kalkulationsgrundlagen. Haben Sie diese Veränderungen in Ihren Produkten genutzt?
Kock: Ja, das haben wir. Zunächst einmal mussten wir die Veränderungen umsetzen – es handelt sich hierbei um eine gesetzliche Vorgabe zum Stichtag. Aber wir haben diese Umstellung auch aktiv genutzt: Wir haben den höheren Rechnungszins in die Beiträge zur Berufsunfähigkeitsrente einkalkuliert. Das hat dazu geführt, dass wir die Beiträge in vielen Fällen spürbar senken konnten – zum Vorteil unserer Kundinnen und Kunden.
In Gesprächen mit Endkunden hören wir immer wieder, dass die Gesundheitsfragen für viele ein Problem darstellen. Liegt das eher an den Kunden oder an mangelnder Klarheit der Fragen durch die Versicherer?
Kock: Das ist eine spannende Frage. Ich würde sagen: Es liegt weder am Kunden noch an den Fragen allein. Wir müssen uns zunächst bewusst machen, welche zentrale Bedeutung die Gesundheitsfragen im Rahmen der Berufsunfähigkeitsversicherung haben – für beide Seiten. Sie sind essenziell, um faire Preise und eine langfristige Beitragsstabilität im Kollektiv sicherzustellen. Das liegt im Interesse aller Beteiligten – der Kunden, der Vertriebspartner und natürlich auch der Versicherer.
Was die Verständlichkeit angeht: Da kommt es auf eine klare, rechtssichere Formulierung der Fragen an. Kundinnen und Kunden müssen verstehen, was genau gefragt wird. Und wenn jemand eine Vorerkrankung hat, muss auch klar sein, wie diese zu beantworten ist – damit wir eine faire und individuelle Risikoprüfung vornehmen können.
Uns als HDI ist diese Transparenz sehr wichtig. Wir lassen uns auch regelmäßig von Rating-Agenturen wie Franke und Bornberg bewerten – und erhalten dort durchweg gute Noten, auch in puncto Gesundheitsfragen. Dieses Thema ist kein reines HDI-Thema – alle Qualitätsanbieter in der Branche legen zunehmend Wert auf klare und rechtssichere Formulierungen.
Sie haben Ihr selbstständiges BU-Produkt EGO Top um einige Features und Bausteine erweitert – und dabei ganz bewusst auf die junge Zielgruppe abgezielt. Weshalb?
Kock: Bei der jungen Zielgruppe sehen wir aus unserer Sicht zwei besonders relevante Punkte. Der wichtigste ist: Junge Menschen stehen noch am Anfang ihres Berufslebens. Im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung haben sie daher noch keinerlei Absicherung gegen Erwerbsminderung – weder teilweise noch vollständig. Dafür müssten sie zunächst fünf Jahre lang eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ausüben, um überhaupt die notwendigen Beitragszeiten zu erfüllen. Das ist bei jungen Menschen in der Regel noch nicht der Fall.
Gleichzeitig besteht aber schon früh ein konkreter Absicherungsbedarf in Bezug auf Berufsunfähigkeit. Hinzu kommt: Junge Leute sind in der Regel gesund und fit – dadurch haben sie es vergleichsweise leicht, die Gesundheitsfragen im Antragsprozess zu beantworten. Sie müssen meist deutlich weniger angeben als ältere Antragsteller. Genau hier haben wir angesetzt, um speziell für diese Zielgruppe den Zugang zur BU-Absicherung weiter zu erleichtern.
Deshalb haben wir unter anderem neue Optionen eingeführt – zum Beispiel unsere Upgrade-Optionen, die es jungen Menschen ermöglichen, ihre Absicherung flexibel an ihren Berufsweg anzupassen.
Sie sprechen von Upgrade-Optionen – was genau bieten diese jungen Versicherten?
Kock: Junge Menschen haben noch ihren gesamten Berufsweg vor sich – mit möglichen Veränderungen, Aufstiegen und neuen Chancen. Mit der Upgrade-Funktion können sie zu einem späteren Zeitpunkt ihre Berufsgruppeneinstufung überprüfen lassen. Falls sich dabei eine günstigere Einstufung ergibt, kann diese übernommen werden – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf den Beitrag.
Außerdem stehen Beitragsdynamiken zur Verfügung, mit denen der Versicherungsschutz regelmäßig angepasst werden kann. So wird sichergestellt, dass die Absicherung mit dem Einkommen Schritt hält.
Neu ist der Baustein KarrierePlus. Was verbirgt sich konkret dahinter?
Kock: KarrierePlus setzt auf der Upgrade-Option auf und geht noch einen Schritt weiter. Die Grundidee: Im Verlauf einer Karriere verändert sich in der Regel auch die Einkommenssituation – und mit steigendem Einkommen wächst der Bedarf an Absicherung. Mit KarrierePlus bieten wir jungen Menschen die Möglichkeit, ihre Berufsunfähigkeitsrente ohne erneute Gesundheitsprüfung auf bis zu 6.000 Euro monatlich zu erhöhen. Voraussetzung ist, dass der ursprüngliche BU-Vertrag beim HDI über Future to go oder im Rahmen einer vollumfänglichen Gesundheitsprüfung abgeschlossen wurde.
6.000 Euro – ist das auch die generelle Höchstgrenze?
Kock: Ja, innerhalb dieser Option liegt die Höchstgrenze bei monatlich 6.000 Euro BU-Rente. Darüber hinaus wären höhere Absicherungen grundsätzlich möglich, erfordern dann aber eine umfassende Gesundheitsprüfung – unter Umständen auch über die üblichen Anforderungen hinaus.
Sie haben „Future to go“ bereits erwähnt. Dabei handelt es sich um spezielle Gesundheitsprüfungen für Auszubildende, Studierende und Berufseinsteiger. Was ist daran neu?
Kock: Das Besondere ist, dass wir bei einer BU-Rentenabsicherung von bis zu 2.000 Euro mit nur fünf Gesundheitsfragen auskommen. Diese Fragen haben wir bewusst auf die Zielgruppe junger Menschen zugeschnitten. So können wir ein attraktives und bezahlbares Angebot machen – und gleichzeitig den fairen Ausgleich im Gesamtkollektiv wahren. Denn eines ist uns besonders wichtig: Gerade für junge Menschen muss der Versicherungsschutz langfristig stabil und bezahlbar bleiben – über Jahrzehnte hinweg.
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