Chancen und Risiken der privaten Rentenversicherung

Mehr als 45 Millionen Rentenversicherungsverträge gibt es laut Gesamtverband der Versicherer, GDV, mittlerweile in Deutschland. Das zeigt, wie wichtig diese Vorsorge ist. Aufgrund der Niedrig- und Nullzinspolitik der vergangenen Jahre verloren klassische Lebens- und Rentenversicherungen mit einem garantierten Zins an Bedeutung. Fondspolicen und Produkte mit modifizierten Garantien dagegen werden stärker nachgefragt.

Die private Rentenversicherung gilt vielen Menschen also als attraktive Möglichkeit, sich zusätzlich zur gesetzlichen Rente finanziell abzusichern. Denn sie hält einige Chancen bereit. Das wohl wichtigste Argument ist, dass sie es ermöglicht, langfristig Kapital aufzubauen. Regelmäßige Beitragszahlungen sind bereits ab einem geringeren monatlichen Betrag möglich. Wie hoch der Betrag gewählt werden sollte, hängt vom Alter des Kunden und seinem persönlichen Vorsorgebedarf ab.

Flexibilität bei privaten Rentenversicherungen

Die Policen sind flexibel. Von monatlicher bis jährlicher Zahlung ist alles denkbar, ebenso wie eine Beitragspause oder ein Erhöhen beziehungsweise Reduzieren des Beitrages. Diese beiden Vorteile finden sich auch zum Beispiel beim Anlegen in Fonds oder Aktien. Doch die private Rentenversicherung sichert zusätzlich das Langlebigkeitsrisiko ab und schafft einen steuerlichen Vorteil. Die Beiträge können abgesetzt werden und bei der späteren Auszahlung muss ebenfalls nicht die gesamte Rente versteuert werden.

Neben den Chancen gibt es einige Risiken, die ebenfalls ins Beratungsgespräch gehören. Da wären die Kapitalmarktrisiken, die sich aus der Anlage in Wertpapiere ergeben. Hier gibt es immer Schwankungen, die allerdings über einen langen Zeitraum in der Regel ausgeglichen werden. Zudem nutzen die meisten Policen ein Ablaufmanagement, das ein paar Jahre vor dem Ende der Einzahlphase nach und nach in risikoärmere Anlagen umschichtet.

Inflationsrisiko in der Auszahlphase muss bedacht werden

Die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos wirkt sich auf die Höhe der Beiträge aus. Die Versicherer kalkulieren die wahrscheinliche Dauer der Leistung und daher kann das dazu führen, dass die Rentenzahlung niedriger ausfällt als sie das ohne diesen Faktor tun würde.

Ferner ist die Inflation ein Risiko, das grundsätzlich zu bedenken ist. Auch wenn die Teuerungsrate aktuell wieder sinkt und im Oktober bei 3,8 Prozent (September 4,5 Prozent und Oktober 2022 10,4 Prozent) lag, muss sie doch berücksichtigt werden. In der Phase der Rentenzahlung von mehreren Jahren oder Jahrzehnten werden 100 Euro nicht mehr ebenfalls noch 100 Euro Wert sein.

Nettopolicen und Honorarberatung

Im Beratungsgespräch kommen den Kosten und Gebühren ein wesentlicher Teil zu. Ein transparenter Überblick über diese Informationen ist entscheidend. Dies betrifft nicht nur den Versicherungsbeitrag selbst, sondern vor allem die Abschluss- und Verwaltungskosten, vor allem bei Verträgen mit Garantien ist es wichtig, dass der Kunde sieht, wie sich das auf die Gesamtrendite auswirkt. Denn je mehr der Kunde am Anfang in seinen Vertrag einzahlen kann, desto mehr wirkt sich der Zinseszinseffekt für ihn aus.

Insbesondere bei der Altersvorsorgeberatung setzt sich immer mehr die Honorarberatung durch. Auch wenn die Gruppe der Honorar-Finanzanlageberatern (Paragraf 34 h) mit 316 (Stand Oktober Deutsche Industrie- und Handelskammer) noch klein ist, wächst sie prozentual gesehen schnell. Hier kann der Kunden einen Nettotarif abschließen und muss das Honorar für die Beratung selbst aufbringen. Für den einen oder anderen Kunden könnte das eine spannende Alternative sein. Es kommt auf den Einzelfall an, aber eine Aufklärung zur Honorarberatung lohnt sich allemal. Jedoch kann sich eben nicht jeder ein Honorar leisten, und wenn deshalb die Planung der Altersvorsorge um mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte verschoben wird, kann der Zinseszinseffekt nicht mehr seine volle Wirkung entfalten.

Fotocredit: Freepik

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Manila Klafack ist Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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